Ökumenischer Gottesdienst zur Ukraine im Dom: Predigt von Dekan Dr. Thorsten Waap

Ökumenischer Gottesdienst zur Ukraine im Dom: Predigt von Dekan Dr. Thorsten Waap

Ökumenischer Gottesdienst zur Ukraine im Dom: Predigt von Dekan Dr. Thorsten Waap

# Neuigkeiten

Ökumenischer Gottesdienst zur Ukraine im Dom: Predigt von Dekan Dr. Thorsten Waap

Zum dritten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine ging am Montagabend ein starkes Zeichen der Verbundenheit im Glauben und der Solidarität mit dem geschundenen Land und den dort lebenden Menschen aus: Im Fuldaer Dom fand ein ökumenischer Wortgottesdienst statt.

Der Bischofsvikar für die Weltkirche des Bistums Fulda, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, der Dekan des evangelischen Kirchenkreises Fulda, Dr. Thorsten Waap, Pfarrer Ivan Hnativ von der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche sowie Pastoralassistent Ivan Kolodii (Gesang) gedachten der Opfer des Krieges. Gemeinsam mit den Gläubigen – darunter Generalvikar Prälat Christof Steinert und Stadtpfarrer Stefan Buß – beteten sie für den Frieden.

Vor dem Altarraum stand eine ukrainische Ikone aus Odessa. Diese steht sonst an einem Seitenaltar des Doms als Ort des Gebetes und Gedenkens. Im ökumenischen Gottesdienst beteten auch viele Geflüchtete aus der Ukraine mit, um zu zeigen, wie sehr sie die Solidarität zu schätzen wissen. 

„Schwerter zu Pflugscharen“

Dekan Waap zitierte in seiner Predigt aus Jesaja 2, 1-5, wonach „sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Man sei zusammengekommen, „um diese Sehnsucht, diese Gewissheit fest ins Herz zu fassen. Für uns, und besonders für unsere ukrainischen Geschwister und alle Menschen, die unter diesem entsetzlichen Krieg leiden“, so Waap.  Eine feste, trotzige und freie Hoffnung müsse – auf andere Weise – auch für die Machthaber gelten, die ihre Bürger unterdrückten:  Sie übten Verrat an der Freiheit der Völker und verdienten am Krieg, weil ihre Macht auf Gewalt basiere. 

Anhaltende Solidarität

Wichtig sei, solidarisch zu bleiben und weiter Hilfe zu leisten. Waap dankte den Menschen in der Region auch im Namen von Weihbischof Diez und Pfarrer Hnativ für die vielfältige Hilfe und Unterstützung für die Ukraine etwa mit Hilfsgütertransporten, persönlicher, materieller und ideeller Unterstützung.   

Hier die Predigt von Dr. Waap im Wortlaut:

Liebe Schwestern und Brüder,

das ist das Licht, das ist der Blick, den wir für unser ganzes Leben, den wir jetzt drei Jahre nach Kriegsbeginn besonders brauchen:

„Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ Dafür liebe Gemeinde, sind wir heute hier zusammen, um diese Sehnsucht, diese Gewissheit fest ins Herz zu fassen. Für uns, und besonders für unsere ukrainischen Geschwister und alle Menschen, die unter diesem entsetzlichen Krieg leiden. Diese Hoffnung auf den kommenden Christus, das Licht des Friedenskönigs, der Weisung vom Hause des Herren:   

zum Beispiel für die Soldaten, die wieder an die Front müssen, fassen wir diese Hoffnung!

In einer Fernsehsendung brachten sie, wie die Soldaten und Soldatinnen auf Heimaturlaub sind, bei ihren Familien sind und dann wieder fahren müssen, wie sie sich am Bahnhof in den Armen liegen, der kleinen Tochter den letzten Kuss auf die Stirn geben, der Mutter, der Ehefrau...

und keine Tränen haben – erst dann im Zug bricht es aus ihnen heraus. Für diese jungen Frauen und Männer, die aus erschöpften und verängstigten Augen und Herzen schauen, fassen wir diese Gewissheit: Der Berg wird erhaben stehen, das Licht Gottes strahlt Dir, es wird am Ende, am Ziel aller Wege stehen! Kein Krieg, kein Leid, und Gott wird abwischen alle Tränen... Keiner wird noch etwas anfangen können mit Schwertern und Lanzen, mit Kanonen, Granaten, mit Raketen und Kamikazedrohnen.

Mama, was ist das denn: eine Kamikazedrohne? Was für ein lustiger Name...

Diese Hoffnung/Verheißung fassen wir auch für die russischen Soldaten, für die Nordkoreaner, die als Kanonenfutter verheizt werden und nicht wissen, wie ihnen geschieht. Diese Hoffnung fassen wir auch für alle Familien, alle Angehörigen, die am Bahnhof zurückbleiben, die in Tagen und Nächten der Angst, der Sorge ihr Leben aufreiben, die in die Bunker fliehen müssen, ihre Lieben verlieren – oder wieder in die Arme schließen, aber so oft nicht nur mit zerschossenem Körper, sondern auch zerfetzter Seele.

Diese trotzige, diese gewisse Gewissheit fassen wir jetzt: die neue Welt kommt! Der Berg wird erhaben sein und das Haus des Herren wird feststehen. Und der Friedenskönig, der auf dem Thron, spricht: Ich mache alles neu!

Und wir fassen diese feste, trotzige und freie Hoffnung auch – auf andere Weise – für die Machthaber, für Putin und die Putins, für den ganzen Machtapparat, Gott wird Euch das Handwerk legen, alle Knie werden sich beugen. Xi Pings und Erdogans und Trumps, die ihr eure Völker unterdrückt, die ihr „Friede, Friede“ ruft und ist doch kein Friede..., die ihr Recht und Gerechtigkeit aussetzt, die Gewaltenteilung aufhebt und die ihr Verrat übt an der Freiheit der Völker; die ihr am Krieg verdient und eure Macht auf Gewalt gründet. Das alles hat ein Ende, das Gericht kommt. Ob ihr nun auf die Bibel schwört oder eben nicht!

Was wird von Euch dann noch zur neuen Welt passen?

Was wird noch passen von der pervertierten Hoffnung, von den falschen Propheten und Priestern. Der orthodoxe Patriarch Kyrill, der vom heiligen Krieg gegen die westliche Welt spricht, der das Leiden seiner Kirche unter kommunistischer Herrschaft auf vielfältige Weise verrät, der als KGB-Freund Putins über ein Privatvermögen von 4 Milliarden Dollar verfügen kann, der Kriegs-Kreuze für die Generäle segnet und einen Ablass ausspricht für alle, die für das russische Vaterland fallen und dem ukrainisch-europäischen Teufel die Stirn bieten.

Diese Hoffnung vom Frieden der neuen Welt, diese Gewissheit vom Licht des Herren, so wie sie Jesaja hier sieht, wie sie die Offenbarung des Johannes bezeugt, setzen wir Euch entgegen und fassen sie in unsere Herzen, für die Ukraine und die ganze Welt!

Zum Schluss, aber noch: Was heißt das für uns? Was können wir tun?

Wir können solidarisch bleiben und weiter Hilfe leisten.

An dieser Stelle möchte ich, möchten wir herzlich dafür danken, was alles getan wird, Hilfsgütertransporte, persönliche, materielle und ideelle Unterstützung, gerade hier aus dem Raum Fulda.

Wir können weiterhin deutlich machen, in unserem näheren Umfeld, dass wir hier eben nicht: „Friede, Friede“ rufen dürfen, ohne die Freiheit der Menschen, der Völker zu verteidigen; wir müssen uns denen entgegenstellen, die Täter und Opfer umkehren und die Solidarität torpedieren.

Wir können bei uns anfangen! Alexander Solchnizyn, Nobelpreisträger, der lange Jahre in sowjetischen Gulags malträtiert wurde, hat einen Satz für uns alle gesagt: „Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft durch das Herz eines jeden Menschen.“ Lasst uns auch in uns und unserer kleinen Welt das Gute nähren, den Frieden suchen, mit allen Menschen, das eigene Dunkle und Böse eingestehen, Gott hinhalten und verwandeln lassen.

Und, lasst uns weiter beten, mit dieser Hoffnung! Nicht aufstecken, nicht nachlassen. Wir haben es doch schon mal erlebt: Das Motto der Friedensbewegung in der DDR, war genau das „Schwerter zu Pflugscharen“, dafür saßen viele im Knast und waren fast am verzweifeln und dann sind sie in die Kirchen gerannt, haben Kerzen angesteckt und gebetet. Das waren die Waffen der Gerechtigkeit: „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete!“ Auch heute ist unsere Welt darauf nicht vorbereitet. Das ist unsere Gewissheit.

AMEN   


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