Gedanken zur Jahreslosung von Pröpstin Kropf-Brandau

Sabine Kropf-Brandau ist Pröpstin des Sprengels Hanau-Hersfeld

Seit über 30 Jahren bin ich Pfarrerin. Und wenn das Telefon klingelt und jemand nach einer Beerdigung, Taufe oder Trauung fragt, dann gibt es für mich immer irgendwann die Gegenfrage: „Sind Sie in der Kirche?“. Im Laufe der Jahre nahmen die positiven Antworten dazu ab und mein Ärger zu. Da sind diese Menschen überhaupt keine Kirchenmitglieder und wollen doch ganz selbstverständlich unsere Angebote wahrnehmen.
Das ärgerte mich, denn ich kann viele gute Argumente dafür finden, warum es sinnvoll ist, Mitglied unserer Kirche zu sein. Aber mit dem Alter wird man (und auch Frau) ja gelassener und ich merke, dass ich mich zunehmend damit beschäftige, warum denn wohl Menschen gern den Segen Gottes hätten, aber nicht mehr bei uns Mitglied sein wollen? Das muss ja heute niemand mehr machen, weil er eine schöne Feier möchte. Die bekommt er von zahlreichen Anbietern. Diese Menschen suchen anscheinend nach mehr. Daran musste ich denken, als ich die Jahreslosung für 2022 das erste Mal gelesen habe: Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Johannes 6,37)
Jesus fragt nicht nach Zugehörigkeit und Mitgliedschaft. Er ist eifrig darauf bedacht, dass ja auch alle bei ihm aufgenommen werden, die bei ihm vor der Tür stehen. Denn genau das ist der Auftrag seines Vaters: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat.“ Keiner, wirklich keiner, der zu Christus kommt, soll verlorengehen, soll draußen vor bleiben.
Diese Jahreslosung höre ich als eine Herausforderung für unser Handeln. Sie ist eine Herausforderung für mein Bild von Kirche. Ich muss versuchen, die Menschen mit ihren Anliegen ernst nehmen. Ich will hören und nicht urteilen. Und darüber hinaus möchte ich aller Welt von diesem Christus erzählen, der niemanden zurückweist.
Und so werde ich mir diese Jahreslosung ganz tief in meine Seele, mein Herz einprägen. Wie gut, dass sie uns nun ein Jahr begleiten wird. Ich hoffe, wir geben ihr Raum zu wirken.

Pröpstin Sabine Kropf-Brandau,
Bad Hersfeld

Foto: medio TV Dellit/Schauderna

Evangelischer Kirchenkreis Fulda
Heinrichstraße 2
36037 Fulda

Des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird.

Jesaja 30,26

Durch Christi Wunden seid ihr heil geworden.

1. Petrus 2,24

© Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine
Weitere Informationen finden Sie hier

homechevron-down